Ein Wochenende in Berlin: Bildungsseminar „The Missing Peace in Peacebuilding“

Am Wochenende vom 11. und 12. Oktober fand in Berlin das Bildungsseminar „The Missing Peace in Peacekeeping“, organisiert von der DGVN e.V., statt. Zusammen mit etwa 20 anderen jungen Menschen aus der ganzen Bundesrepublik durfte auch ich an dem Seminar teilnehmen. Es war eine bereichernde und vor allem inspirierende Erfahrung, über dich ich näher berichten möchte. 

Im Rahmen der Veranstaltung konnten wir uns näher mit den Themen Klima, Frieden und Sicherheit (Climate, Peace and Security, „CPS“) und Jugend, Frieden und Sicherheit (Youth, Peace and Security, „YPS“) auseinandersetzen. Ich befand mich in der Gruppe zu Jugend, Frieden und Sicherheit. 

Nach der offiziellen Begrüßung am Samstag durch Angela Kane, die durch ihre Spende des Preisgeldes vom Göttinger Friedenspreis 2024 die Veranstaltung möglich gemacht hat, und einem kurzen Kennenlernspiel wurden wir in die zwei thematischen Gruppen aufgeteilt.
In meiner Gruppe lernten wir zunächst die Schlüsselkonzepte und Grundlagen zu „YPS“ kennen. Dafür setzten wir uns zunächst mit der Definition von Frieden und Konflikt auseinander und ordneten Begriffe wie „Waffenruhe“ thematisch ein. Wir ordneten die Begriffe teils unterschiedlich ein, da wir jeweils unsere eigenen Erfahrungen und Ansichten zugrunde legten, was es zu einer spannenden Diskussion machte. Danach nahmen wir an einem Planspiel teil, bei dem es unsere Aufgabe war in Kleingruppen die Interessenpositionen unterschiedlicher Akteur*innen einzunehmen und jeweils aus Sicht der zugeteilten Akteurin einen Friedensprozess zu erarbeiten. Dies stellte eine große Herausforderung dar, aber ich denke, es hat uns allen geholfen aufzuzeigen, dass ein Konflikt nuanciert zu betrachten ist und es nicht die eine „Ansicht“ gibt, da es immer um eine Interessenkollision geht.

Anschließend lernten wir die Resolution 2250 zu Jugend, Frieden und Sicherheit der Vereinten Nationen kennen und erfuhren von jungen Aktivist*innen aus dem globalen Süden, aus Gambia, Kenia und Burundi, wie es aussehen kann, wenn man diese Resolution im eigenen Land umsetzt. Anschließend tauschten wir uns noch mit ihnen aus. Dabei erfuhren wir von ihnen, welche Herausforderungen der Aktivismus mit sich bringen kann, insbesondere auch für die Sicherheit der Aktivist*innen. Umso inspirierender war es zu hören, wie sie sich in ihrem Land, teils entgegen dem Willen der Regierung, für ihre Rechte und die anderer junger Menschen einsetzten, damit es alle friedlicher und sicherer haben. 

Am nächsten Tag beschäftigten wir uns dann näher damit, wo wir in Deutschland bezüglich der  Umsetzung der „YPS“-Resolution stehen. Es stellte sich letztendlich die Frage, inwiefern wir selbst als Jugend an Themen wie Frieden und Sicherheit in Deutschland mitwirken können. Da sich Deutschland nicht im Krieg befindet und generell als sicheres Land eingestuft wird, stellte sich für uns insbesondere die Frage: Wie bringe ich Frieden in ein Land, das sich im Frieden befindet?  

Wenn uns der Workshop und der Austausch mit den Aktivist*innen jedoch eines gelehrt hatte, dann war es, dass man sich immer in einer Gesellschaft für diese einsetzen muss. Da der Begriff Frieden weit ausgelegt werden kann, kann sich jedes Land auf die eigenen internen Probleme fokussieren. In Deutschland, das war uns schnell klar, ist es vor allem die Demokratie, die wir in Gefahr sehen. Für diese lohnt es sich, immer wieder auf Missstände und Problematiken aufmerksam zu machen, um sie zu erhalten und zu stärken. Dafür ist es ausschlaggebend, die Rechte, die einem die Demokratie gewährt, zu nutzen, solange diese noch existieren. Verpasst man dieses Momentum, kann es bereits zu spät sein. Das wissen wir als Deutsche nur zu gut. 

Es gibt viele Wege, um sich für unsere Gesellschaft einzusetzen. Aus diesem Grund haben wir uns mit beiden Gruppen wieder zusammengesetzt und überlegt, wie wir unser gewonnenes Wissen verwenden können, um Projekte in der Gesellschaft zu starten, die zu der „YPS“-Agenda beitragen. Dabei kam uns zugute, dass wir alle aus unterschiedlichen Bereichen kamen, unterschiedliche Stärken und viel Initiative mitbrachten. Meine Gruppe entwarf zum Beispiel ein Projekt, bei dem es vorwiegend um die Wissensvermittlung über „YPS“- und „CPS“-Themen an Lehrer*innen ging, damit diese wiederum ihr Wissen an die Schüler*innen weitertragen können und so ein Großteil der Jugend bereits früh erreicht und „empowered“ wird. 
Alles in allem war es ein lehrreiches und bereicherndes Wochenende. Mitzubekommen wie viele andere junge Menschen an Frieden und Sicherheit interessiert sind und determiniert sind, ein friedvolles und sicheres Miteinander zu schaffen, war inspirierend und gibt einem Hoffnung für die Zukunft, auch wenn man heutzutage manchmal den Glauben an die Menschheit verliert.
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Nele Grehn ist Mitglied der DGVN und in verschiedenen Kreisen aktiv. Insbesondere ist sie aktives Mitglied der Jungen DGVN Nord und engagiert sich bei der Organisation von Veranstaltungen, in der Redaktion des UNified Youth Blog und bei UN im Klassenzimmer.