
Neben den akuten Krisen wie der Angriffskrieg in der Ukraine oder dem Handelskrieg der USA gerät die Krise des Klimawandels immer weiter in den Hintergrund. An der Dringlichkeit eines Aktivwerdens, um die Erwärmung, das Artensterben und weitere damit verbundene globale Probleme aufzuhalten, hat sich aber nichts geändert.
Die Universität der Vereinten Nationen (UNU) in Bonn hat Anfang April ihren wirtschaftlich fundierten „Interconnected Disaster Risks“ Report für 2025 vorgestellt. Dieser beschäftigt sich mit der Effektivität der bisherigen Lösungsansätze. Das Ergebnis ist klar: Die derzeitigen Lösungsansätze reichen nicht aus, um den Gefahren des Klimawandels gerecht zu werden. Vielmehr muss nach der „Theory of Deep Change“ am Ursprung angesetzt werden, um Strukturen und Auffassungen zu identifizieren, die zu dem bestehenden Zustand führen. Die UNU hat Lösungsansätze erarbeitet, die auf die Veränderung des inneren und äußeren Levels zielen. Das innere Level meint dabei die Annahmen, Glaubenssätze und Werte der Erdbevölkerung. Das äußere Level erfasst die Maßnahmen, die in der Praxis getroffen werden müssen, um die neuen Ziele, die dem inneren Level entstammen, umzusetzen.
Die UNU identifiziert fünf Bereiche, in denen eine tiefgreifende Veränderung am dringendsten erforderlich ist.
Erstens soll der Umgang mit Abfall neu gedacht werden. Das derzeitige System ist geprägt von einem verschwenderischen Umgang mit Ressourcen. Die begrenzten Rohstoffe der Erde sollen von der Bevölkerung wieder als wertvoll und schützenswert angesehen und nachhaltig genutzt werden. Ziel ist die Verbreitung des Konzepts einer Kreislaufwirtschaft, in der mehr recycelt wird und so die Lebensdauer von Materialien verlängert wird.
Zweitens soll sich auf die Natur zurückbesinnt werden. Gemeint ist, dass Menschen sich nicht mehr der Natur übergeordnet ansehen und aufhören sollen, die natürlichen Prozesse kontrollieren zu wollen, bspw. durch die Kanalisierung von natürlichen Gewässern, die zu Überflutungen führen. Stattdessen soll sich der Mensch seiner Rolle im Ökosystem Erde bewusst werden. Für einen respektvollen Umgang müssen Mensch und Natur wieder verbunden werden. Klassenräume im Freien, in denen Bildung in Bezug auf die Natur und eigenes Erfahren dieser kombiniert werden, fördert die Annäherung von Mensch und Natur.
Drittens sollen Ressourcen gerecht verteilt werden. Während die reichsten Länder am meisten Treibhausgase produzieren, leiden die ärmsten Länder am meisten unter den Folgen des Klimawandels. Ein wichtiges Instrument zur gerechten Verteilung der Vor- und Nachteile ist Global Governance. Der Klimawandel muss auf internationaler Ebene als gemeinsame globale Herausforderung anerkannt werden. Alle Staaten sollen bei der Lösungsfindung einbezogen werden.
Viertens soll die Problemlösung nicht zukünftigen Generationen überlassen werden. Die zukünftigen Lebensbedingungen auf unserem Planeten werden von den aktuellen Bewohnern der Erde bestimmt. Die Ziele der Umweltpolitik müssen neu definiert werden. Auch die jüngeren Generationen sollen dabei ein Mitspracherecht erhalten.
Fünftens sollte die Gewichtung von Werten überdacht werden. Die Priorisierung der Wirtschaft führt zu einem Ungleichgewicht gegenüber anderen Werten wie Biodiversität. Die Abholzung von Wäldern als Beispiel verfolgt wirtschaftliche Interessen, während die Biodiversität und die menschliche Gesundheit außer Betracht bleiben. Die Werte müssen sich zukünftig mehr am Limit der Kapazitäten und Ressourcen auf der Erde orientieren, um eine nachhaltige Gesellschaft zu ermöglichen.
Von: Jana Mortzeck